Diese Etappe war die schlimmste Erfahrung, die ich auf meinen Touren je gemacht habe, ich bin schon oft in gefährliche Situationen gekommen, was meiner Meinung im Hochalpinen Gebiet immer vorkommen kann, das wichtigste ist immer, wie reagiert man, da jede Situation anders ist.
Um Punkt 7.00 Uhr und keine Minute früher gibt es Frühstück auf der Schaubach Hütte, schnell gefuttert und die Energiespeicher aufgefüllt, mache ich mich um 7.30 Uhr auf den Weg hinauf zum Madritsch Joch (3123 m). 600 Hm geht es steil Bergauf, vorbei an der Madritsch Hütte, die nur im Winter geöffnet hat, über Schneefelder bis zum Joch. Die Wegbeschaffenheit ist sehr gut zu gehen, teilweise auch zu fahren, je nach Kraft und Kondition. Oben am Joch wieder eine sehr beeindruckende Aussicht bei schönem Wetter.
Nach einigen Höhenmeter Bike nach unten tragen kommt ein gigantisch guter Trail hinunter bis zur Zufall Hütte.
An der Zufall Hütte lade ich mit einer Portion Spaghetti meine Energiespeicher auf, da es ab jetzt wieder einige steile Höhenmeter hinauf zur Marteller Hütte geht. Der Weg zur Marteller Hütte ist sehr steil, das Bike muss geschultert werden, ich werde von einigen ungläubigen Wanderern angesprochen, wo ich den hinwolle und ob das Spaß macht (klar macht das Spaß, aus eigener Kraft, mit Bike die Alpen zu überqueren), oben an der Hütte angekommen, meinte ein Wanderer „Es geht eben nichts über ein gutes Bike“, als er mich mit dem Bike auf dem rücken sah. Auf der Hütte habe ich mir noch ein Holunderbeer Schorle reingezogen, um noch etwas Zucker zu tanken, da die Etappe noch lange nicht vorbei ist.
Von der Marteller Hütte mache ich mich auf den Weg zum Fürkeleferner Gletscher, ab hier beginnt der übelste Teil der gesamten Tour.
Am Gletscher angekommen, folgte ich den Wegmarkierungen, nach einigen Metern sank ich immer wieder bis zum Knöchel in eine Schlamm Kies Mischung ein, teilweise bin ich mit dieser kleinen Schlammlawine Bergab gerutscht, es war sehr Anstrengend, hier wieder rauszukommen. Es bestand immer die Gefahr, das größere Gesteinsbrocken mit abrutschen und mich einklemmen. Nach einiger Zeit habe ich mich entschlossen, direkt auf den Gletscher zu gehen. Diese Entscheidung war absolut die Richtige, guter Gripp, bestens zu laufen. Im oberen Bereich war eine hohe Schneedecke auf dem Gletscher, was es extrem schwer machte, vorwärts zu kommen, da ich immer wieder eingesunken bin. Das Bike konnte nur auf dem Rücken genommen werden, da ein Schieben im Schnee unmöglich war.
Im oberen drittel des Gletschers nahte die nächst ungemütliche Situation, es zogen schnell dunkle Wolken auf, ich musste mich beeilen, vor dem Unwetter über den Pass zu kommen. Völlig entkräftet aber Froh hab ich den Gletscherrand erreicht, wo es die letzten Höhenmeter hinauf zur Fürkelescharte (3032 m) ging. Ein sehr steiler, schmaler Anstieg, ohne sicheren Stand und Halt musste ich noch bewältigen.
Kurz vor dem Joch kam ich in eine lebensbedrohliche Situation, an der vorletzten Spitzkehre zum Joch war der Weg so schlecht, das es keinen Halt gab und ich mit samt dem Bike immer wieder abgerutscht bin, links ging es gute 150 – 200 Meter runter, jeder Versuch ein Stück weiter zu kommen brachte mich immer mehr in Schwierigkeiten. Ich versuchte das Bike auf die linke Seite zu nehmen um mit dem Körper auf dem schmalen Weg zu bleiben, dies war noch ungünstiger und ich drohte jetzt kpl. Abzurutschen, irgendwie bin ich auf dem Rücken gelandet, das Bike konnte ich nur noch am Vorderrad festhalten, bei jedem Versuch, wieder aufzustehen drohte ich weiter abzurutschen (eine Scheiß Situation, kein Vor, kein Zurück). Nach einigem überlegen, habe ich vorsichtig mit der linken Hand meinen Rucksack gelöst und nach hinten oben geschoben, danach habe ich mich auf dem Rücken liegend Zentimeter für Zentimeter nach oben geschoben, bis ein größerer Stein kam, ich habe mein Bike am Vorderrad haltend nach oben gezogen und vorsichtig an dem Stein verklemmt, dann bin vorsichtig aufgestanden und habe zuerst den Rucksack zum Joch hochgetragen, danach bin ich wieder runter und habe mein Bike geholt.
Nach dieser Aktion musste ich mich auf der Fürkelescharte erst einmal ausruhen um danach auf der anderen Seite abzusteigen.
Der Abstieg war auch nicht ohne, sehr steil und ziemlich verblockt, weiter unten konnte man teilweise wieder fahren, nach einer Stunde erreichte ich dann das Rifugio Guido Larcher (2608 m), nach nur 21 km und 1360 Hm, die es sich in sich hatten.
Als ich beim essen war, kam auf einmal eine Hektik beim Hüttenpersonal auf, es wurden 2 Wanderer vermisst, die sich am frühen Morgen auf den Weg zur Zufallspitze gemacht haben. 4 Leute standen draußen vor der Hütte und haben mit Ferngläsern die umliegenden Berge abgesucht, zum glück kamen die zwei (ein junges Pärchen) um 20.15 Uhr an der Hütte an, sie hatten sich im hohen Schnee verlaufen.
Zu dieser Etappe möchte ich jedem abraten, über die Fürkelescharte zu gehen, der nicht so erfahren ist, bzw. alleine unterwegs ist.